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Philosophisches Tagebuch 2.0

E-Learning 2.0 beschreibt die Entwicklung von Konsumenten von Angeboten im Internet, hin zu „Prosumenten“ (eine Zusammensetzung der Worte Produzent und Konsument). Personen also, die eigene Inhalte über das Internet zur Verfügung stellen und einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit bieten, an ihrem Leben, Interessen und Gedanken teilzuhaben. Sei es durch Kommentare, Videos, Fotos oder eigene Texte. Neben Podcasts und Wikis ist der Weblog das wohl verbreiteteste Medium.


Weblogs sind Websites, die ähnlich wie Tagebücher geführt werden. Die Einträge sind dabei chronologische umgekehrt, d.h. die neuesten Einträge erscheinen zuerst. Weblogs haben einen sehr persönlichen Charakter, da der Blogger viele Informationen über sich, seine Erfahrungen und Interessen veröffentlichen kann.


Wer mehr über Weblogs wissen möchte, dem empfehle ich das folgende Video zu schauen.


Das Betreiben eines eigenen Blogs bietet auch für das Lernen in der Schule eine Vielzahl an Möglichkeiten, den SchülerInnen Informationen zu vermitteln und diese zu einer aktiven Auseinandersetzung mit ausgewählten Inhalten und zur Kooperation anzuregen. Wichtig dabei ist jedoch nicht allein das Medium an sich, sondern die Einbettung dieses in die Lernumgebung und den Unterricht.


Bisher konnte ich noch keine eigenen Erfahrungen mit Wikis, Podcasts oder Weblogs im Unterricht sammeln. Dennoch ist mir beim Lesen des Fachtextes „Mediendidaktik: Lehren und Lernen mit Medien“ eine Idee gekommen, wie SchülerInnen im Ethikunterricht einen eigenen Weblog gestalten und betreiben könnten.


Ich unterrichte zurzeit einen Neigungskurs Ethik an einem Gymnasium in Baden-Württemberg. Die SchülerInnen in diesem Kurs sind sehr interessiert an ethischen und philosophischen Fragestellungen. Bisher habe ich zur Vorbereitung auf den Unterricht und als Wiederholung für die SchülerInnen jede Stunde ein Protokoll anfertigen lassen. Dieses dient der Dokumentation des Unterrichtsverlaufs und der Zusammenfassung von Diskussionsverläufen. Gerade bei philosophischen Problemstellungen treffen verschiedene Meinungen aufeinander, es wird bewertet, diskutiert, verworfen und kommentiert. Aufgabe des Protokollanten ist es, diese Prozesse aufzunehmen und schriftlich im Protokoll, möglichst neutral, wiederzugeben. Zu Beginn der nächsten Stunde wird das Protokoll der vorherigen Stunde vorgelesen. Die SchülerInnen erinnern sich an die Ergebnisse oder den letzten Stand der Diskussionen und können, nachdem noch eventuell aufgetretene Fragen beantwortet wurden, direkt wieder am Unterrichtsgeschehen teilnehmen. Auch für SchülerInnen, die krankheitsbedingt nicht am Unterricht teilnehmen konnten, ist das Protokoll eine gute Möglichkeit den verpassten Unterrichtsstoff nachzuholen. Zusätzlich lernen die SchülerInnen eine schriftliche Zusammenfassung nach wissenschaftlichen Standards anzufertigen.

Nachteil dieser Methode ist, dass Protokolle, wenn sie einmal geschrieben und verteilt wurden, nicht mehr änderbar sind. Fehler bleiben auf dem Papier und mündliche Kommentare bleiben auch nur mündlich.


Abhilfe könnte hier ein Weblog schaffen. Anders als bisher in Papierform, veröffentlich der Protokollant sein Protokoll in einem Kursblog Ethik. Dieser wird zu Beginn des Schuljahres von der Lehrperson eingerichtet und gestaltet. Jeder Schüler des Kurses bekommt Schreibrechte. Zu Beginn des Schuljahres wird eine Doppelstunde darauf verwendet in den Weblog und dessen Handhabung einzuführen. SchülerInnen werden zu Prosumenten. Sie produzieren eigene Blogbeiträge und können Einträge Anderer ansehen und kommentieren.


Vorteil eines Blogs wäre, das die neuesten „Protokolle“ gleich am Anfang zu finden sind. Auch wären sie kommentierbar. Wenn also andere SchülerInnen zusätzliche Hinweise oder Anmerkungen haben, könnten sie diese gleich im Blog posten. Der Protokollant könnte auch Änderungen leicht einfügen, ebenso wie Abbildungen, Videos oder externe Links. Die Lehrperson könnte den Blogbeitrag auch thematisch mit zusätzlichen Informationen unterfüttern. So könnte sie Hinweise auf Literatur, Webseiten oder Videos im Netz geben, die sich auch mit der Thematik des Protokolls, und damit des eigentlichen Unterrichts, befassen.


Es bestünde die Möglichkeit, eine Dokumentation des Unterrichts, digital und für jeden Beteiligten klar nachvollziehbar, zur Verfügung zu stellen. Es entstünde ein Philosophisches Kurstagebuch, das neben den Inhalten des Unterrichts auch die persönlichen Meinungen und Kommentare der SchülerInnen enthielte.


Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung bietet der Blog, neben der vergleichsweise einfachen Handhabung auch weitere Möglichkeiten der Medienkompetenzförderung. Die SchülerInnen müssen sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass alles was sie schreiben, auch kritisch kommentiert werden kann. Ebenso sind nicht alle Informationen im Netz gleich zu bewerten. Was sind sichere Informationsquellen und wie filtere ich Unwahrheiten heraus? Ein weiterer Aspekt ist der Umgang mit fremdem geistigem Eigentum? Kann ich alles was ich im Internet finde auch für meinen Blog benutzen? Gibt es datenschutzrechtliche Bestimmungen, die ich einhalten muss? Diese Fragen und Aspekte bieten genügend Anlässe auch in der Schule und insbesondere im Ethikunterricht darüber zu sprechen. Die SchülerInnen erkennen den Mehrwert den ein Blog mit sich bringt und verbinden Schule wieder etwas mehr mit ihrer eigenen Lebenswelt.


Im Folgenden möchte ich auf zwei Weblogs verweisen, die die vorgestellte Idee, wenn auch etwas abgewandelt, bereits umgesetzt haben.


Der Blog eines GK Ethik am Gymnasium Gerabronn. Er wird als Arbeitsbuch, philosophisches Tagebuch, Notizzettel, Terminkalender und vieles mehr genutzt.


Ein Blog einer Grundschullehrerin, die über Ihre Erfahrungen im Ethikunterricht schreibt. Auch hier wird der Unterricht dokumentiert, jedoch nicht von Schülern, sondern aus Sicht der Lehrerin.

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